Autohaus Hanstedt
Autohaus Hanstedt
 
 
Matthias Mildner ist zertifizierter Sondengänger. Mit seiner Frau Silke sucht er nach Spuren aus der Vergangenheit.
 

Sondengänger: Helfer der Archäologen

Brackel. 20.04.2023. Schon seit ein paar Stunden gleitet die Metallsonde dicht über dem Ackerboden direkt neben der Autobahn, als das Gerät plötzlich ein akustisches Signal abgibt. Matthias Mildner geht in die Hocke, gräbt den Mutterboden vorsichtig einige Zentimeter auf und nimmt seinen Pinpointer zur Hand, um das Fundstück besser zu lokalisieren.  Ein kleines rundes Stück Metall kommt zum Vorschein. Matthias Mildner entfernt achtsam den groben Schmutz. Dank Erfahrung erkennt er sehr schnell: „Es handelt sich um einen alten Bauernknopf aus Weißmetall“, erklärt er.  Einen materiellen Wert stellt der Knopf zwar nicht dar, Archäologen schätzen solche Funde dennoch, denn sie geben ein kleines Stück aus der Vergangenheit preis.

Matthias Mildner ist zertifizierter Sondengänger. Wenn seine Kollegen nach Feierabend oder am Wochenende Radtouren machen, shoppen gehen, im Garten arbeiten oder ein Buch lesen, schnappt er sich seine Metallsonde und geht auf Spurensuche. Seine Frau Silke begleitet ihn bei seinem Hobby. Gemeinsam ist das Ehepaar, das im schleswig-holsteinischen Eutin zu Hause ist, dann stundenlang auf Wiesen und Äckern unterwegs, um Vergangenes zu bewahren - auch wenn es sich dabei wie in diesem Fall nur um einen einfachen Knopf handelt.
 
- Werbung -
Holzhandel Stoltz
Holzhandel Stoltz
 
In den letzten Wochen hat sich das Ehepaar auf einen ca. 5 Hektar großen Acker in der Gemarkung Brackel konzentriert. Direkt daneben soll die Autobahn eine neue Fahrbahndecke erhalten. Der Acker soll während der Baumaßnahme als Lager für Baumaschinen und Material dienen: „Wenn solche Erdbewegungen stattfinden, werden wir Sondengänger hellhörig“, sagt Mildner, denn dann ist die Chance für neue Fundstücke groß. Damit ehrenamtliche Sondengänger wie Mildner ihr Hobby ausüben können, müssen sie Schulungen absolvieren und sich ganz offiziell zertifizieren lassen.  Darüber hinaus müssen sie auch eine Zutrittsberechtigung der Grundstückseigentümer und eine entsprechende Grabeerlaubnis einholen, bevor sie ihre Arbeit aufnehmen.

Matthias Mildner, der hauptberuflich als Polizist arbeitet, arbeitet eng mit Archäologen zusammen. In diesem Fall ist Jochen Brandt, Kreisarchäologe für den Landkreis Harburg zuständig. Jedes Fundstück wird gemeldet. Auch wenn es sich in 98 % der Fälle um Müll handelt, sind Matthias Mildner und seine Frau Silke von ihrem Hobby fasziniert und bereiten sich mit dem Sichten alter Karten und geschichtlicher Aufzeichnungen intensiv vor, bevor sie neue Flächen absuchen. Durch die Region um den Ort Brackel herum führten früher vier wichtige Postwege, weiß Mildner deshalb auch. Inzwischen haben die beiden Hobbyarchäologen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Geschichte zu bewahren und zu erhalten, ein gutes Auge für historisch wichtige Artefakte.
 
Zertifizierte Sondengänger helfen aber nicht nur der Archäologie. Auch bei sogenannten Cold Case Fällen kommen sie manchmal zum Einsatz. Erst kürzlich waren die Mildners in die Aufklärung eines ungeklärten Mordfalls aus dem Jahr 1989 involviert und durchkämmten mehrere Tage lang ein Waldgebiet bei Sprötze, um Hinweise auf den Mörder von Gitta Schnieder zu finden. Auch Aktenzeichen XY berichtete im ZDF darüber. „Genau wie ein historisches Fundstück sind das schon ganz besondere Momente für uns“, sagen Silke und Matthias Mildner.

„Hände weg von Munition!“, heißt es übrigens auch bei den Sondengängern. Immer wieder stoßen sie bei ihren Suchgängen auch auf Kampfmittel und verständigen dann unverzüglich die Polizei oder den Kampfmittelräumdienst. Auch Waldflächen sind für Sondengänger tabu! „In Wäldern zu suchen ist illegal. Bei landwirtschaftlichen Flächen handelt es sich im Gegensatz zu Waldgebieten um sogenannten gestörten Boden. Wer im Wald mit einem Sondengerät auf Spurensuche unterwegs ist, begeht eine Strafttat“, betont Matthias Mildner.
 
- Werbung -
Thermomix
Thermomix