Geplante Energiesparmaßnahmen kontraproduktiv?

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In einem offenen Brief appelliert Gunnar Hofmeister an seine Ratskollegen

Hanstedt, 08.10.2022. Nicht nur Bürgerinnen und Bürger, auch Wirtschaft und Kommunen sind aufgefordert Energie einzusparen. Die Bundesregierung hat im Rahmen der derzeitigen Energiekrise vorgegeben, dass eine Gasmenge von 20 % eingespart werden soll.

In Bezug auf die Straßenbeleuchtung hat die Gemeinde Hanstedt in den letzten Jahren bereits viel investiert und die alten Quecksilberdampflampen auf moderne LED-Technik umgerüstet. Die Laternen werden zwar mit Strom betrieben, dennoch ist zu berücksichtigen, dass im deutschen Strommix der Strom zu 11,6 % aus Erdgas produziert wird.

Energie könnte nun noch einmal eingespart werden, wenn die Straßenbeleuchtung in der Gemeinde am Abend nicht mehr bis 0.30 Uhr angeschaltet bleibt, sondern bereits um 22.30 Uhr abgeschaltet wird. Genau dieser Punkt steht am Dienstagabend auf der Sitzung des Gemeinderates zur Abstimmung. Mit der Verlängerung der Nachtabschaltung könnten je Stunde rund 14 % Energie eingespart werden.
 
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Damit nicht einverstanden ist Gunnar Hofmeister (FDP). Nicht als Bürgermeister, sondern in seiner Eigenschaft als Ratsmitglied - darauf weist er in seinem offenen Brief ausdrücklich hin - richtet er jetzt einen Appell an seine Ratskollegen. In seinem Brief weist er darauf hin, dass im Vergleich zu anderen Gemeinden und Städten die Straßenbeleuchtung in Hanstedt schon jetzt nicht die ganze Nacht hindurch leuchtet. Ferner spricht er die Umrüstung auf die LED-Technik an, die bereits zu einer Einsparung von 80 Prozent geführt hätte. "... Jeder Bürger wird zum Energiesparen aufgefordert. Gleichzeitig wird immer mehr Einsatz von E-Autos oder die Beheizung von Gebäuden mit Wärmepumpen, die an das Stromnetz angeschlossen sind, gefordert und gefördert. Diese Diskrepanz erschließt sich mir nicht", schreibt Hofmeister.

Etwas provokant habe er in dem Zusammenhang daher auch den Antrag gestellt, auf die Beleuchtung von öffentlichen Gebäuden und auch auf die Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten.

Hofmeister macht sich Sorgen um die Sicherheit der Menschen. ".. Wir haben gelernt, dass Licht Sicherheit bedeutet. Auf beleuchteten Plätzen finden weniger Überfälle statt, in beleuchteten Häusern wird weniger eingebrochen", schreibt er weiter in seinem offenen Brief und verweist auf die bevorstehende dunkle Jahreszeit.  "Damit gefährden wir diejenigen, für die die späte Beleuchtung einen Nutzen bringt: Mitarbeiter der Gastronomie und der Pflegedienste. Bereiche, in denen hauptsächlich weibliche Mitarbeiter tätig sind."

Hofmeister sieht es als kontrapoduktiv und als den falschen Weg, die Straßenbeleuchtung früher abzuschalten. In seinem Brief spitzt er es so zu: "Nun sitzen die Verängstigten frierend alleine in ihren kalten Häusern, statt sich gegenseitig durch Besuche zu helfen und zu unterstützen."

Unter Tagesordnungspunkt 11 wird der Gemeinderat über den Vorschlag der Verwaltung, die Straßenbeleuchtung künftig schon um 22.30 Uhr abzuschalten, abstimmen. Die Sitzung ist öffentlich und beginnt um 19 Uhr im Alten Geidenhof. Die Tagesordnung steht hier zum Download bereit.