

Die Deutsche Bahn plant in Hinterzimmern
130 Traktoren und ca. 1600 Demonstranten - eine ganze Region zeigt Flagge und steht auf!
Garstedt. Mit solch einem starken Aufgebot hatte niemand der Verantwortlichen gerechnet. Eine ganze Region - von Seevetal im Norden bis Bispingen im Süden - hat sich inzwischen gegen die Hinterzimmerplanung der Deutschen Bahn zusammengeschlossen. Seit Wochen wird das Aufbegehren stärker und stärker.
Garstedt. Mit solch einem starken Aufgebot hatte niemand der Verantwortlichen gerechnet. Eine ganze Region - von Seevetal im Norden bis Bispingen im Süden - hat sich inzwischen gegen die Hinterzimmerplanung der Deutschen Bahn zusammengeschlossen. Seit Wochen wird das Aufbegehren stärker und stärker.
Nach mehreren Protestveranstaltungen in anderen Ortschaften hatte jetzt Garlstorf in der Samtgemeinde Salzhausen zur Demonstration aufgerufen und von überall her kamen Betroffene, um Flagge zu zeigen. Laut Planung der Deutschen Bahn soll die Neubaustrecke genau zwischen den Orten Garlstorf und Gödenstorf verlaufen - weit entfernt von der A7. Von Trassenbündelung kann daher an dieser Stelle schon mal keine Rede sein, stellte Ortsbürgermeister Horst Jagau fest. Er konnte aber nicht nur die große Anzahl an Demonstranten begrüßen, sondern auch Landrat Rainer Rempe sowie zahlreiche Kommunalpolitiker, die nacheinander ans Mikrofon traten.
Zunächst gab Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause einen kurzen Rückblick auf das Dialogforum Schiene Nord: "Wir haben 2014/15 ein intensives Dialogforum mit externem Sachverstand und einem guten Ergebnis geführt. Dieser demokratische Prozess wird jetzt mit Füßen getreten." Weiter berichtete Krause davon, dass die Deutsche Bahn Gespräche vor Ort ablehne und die Öffentlichkeit nicht beteiligen wolle. "Das Planungsrecht der Kommunen ist im Grundgesetz verankert. Das lassen wir uns nicht nehmen", bekräftigte Krause vor den Demonstranten.
Auch Landrat Rainer Rempe war beeindruckt von dem Zeichen des Protestes, andererseits aber auch beängstigt von der Darstellung der rund 130 Traktoren im Hintergrund der Demonstranten, die sich genau entlang der geplanten Trasse formiert hatten. "Der Treckerkorso deutet den Verlauf der Trasse an. Man kann deutlich sehen: Die Bahntrasse ist hier nicht bestandsnah entlang der A7 geplant, sondern weit von ihr entfernt. Ortsteile und besonders schützenswerte Landschaften werden zerschnitten. Das werden wir nicht akzeptieren!"
Richtig sauer zeigte sich André Bock, CDU MdL: "Ich fühle mich verarscht. Es gibt einen Landtagsbeschluss, den alle Fraktionen mitgetragen haben. Alpha E ist beschlossen und ist umzusetzen. Von uns gibt es ein klares Nein zu Neubaustrecken. Die Bahn soll sich daran halten, was vor sieben Jahren beschlossen wurde."
Sein Landtagskollege von der FDP Jörg Bode bekräftigte die Aussage: "Alle Fraktionen im Landtag Niedersachsen bekennen sich zu Alpha E". Als arglistige Täuschung bezeichnete er das Vorgehen der Deutschen Bahn, weil man 2015 in das Abschlusspapier auch den Begriff "Neubau" ergänzt habe, allerdings mit der Begründung, man wolle sich bei der Bahn mögliche Ortsumgehungen offen halten und nur deshalb sei der Zusatz "Neubau" aufgenommen worden. Anscheinend, so Bode weiter, kenne man sich bei der Bahn auch mit der Deutschen Geschichte nicht aus, denn die Trassenplanung läuft mitten durch die Gedenkstätte Bergen-Belsen.
Für den Projektbeirat Alpha E war Sprecher Dr. Peter Dörsam aus Tostedt nach Garlstorf gekommen. Es gebe viele gute Argumente, die für Alpha E sprechen. Daher sei 2015 auch ein 90prozentiger Zuspruch für diese Variante gefunden worden. "Alpha E ist im Vergleich zu einer Neubautrasse schnell umsetzbar und löst daher auch schnell Probleme. Eine Neubautrasse bringt erst Nutzen, wenn sie fertiggestellt ist. Bis dahin haben wir weiterhin katastrophale Zustände im Bahnverkehr." Das sei eines der Hauptargumente für den Konsens 2015 gewesen. Ein weiterer zentraler Punkt sei der Lärmschutz, so Dörsam weiter. Für die Ausbaustrecke habe man sich auf übergesetzliche Lärmschutzmaßnahmen geeinigt. Werde jetzt nicht ausgebaut, sondern neu gebaut, gibt es entlang der Bestandstrecken keinerlei Lärmschutz, jedoch aber mehr lauten Güterverkehr. "Die Neubaustrecke ist nur die zweitbeste Lösung", hob er hervor. Genau auch deshalb habe man sich 2015 auf die Ausbauvariante geeinigt!
Die A7 Variante sei eine Mogelpackung, beschrieb Stefan Müller, Sprecher der BI Unsynn die Neubautrassenplanung. Die Bahntrasse verliefe eben nicht entlang der A7, sondern quer durch die Heide: "Das ist eine Sauerei und hat nichts mit Trassenbündelung zu tun." Richtig müsse es daher Heidetrasse heißen, so der BI-Sprecher und erteilte der Neubaustrecke eine Kampfansage. An die Parteivorsitzenden im Bundestag richtete er den Appell, sich jetzt klar zu positionieren und zum Alpha E zu bekennen. "Wir brauchen klare Aussagen aus Berlin. Bestätigen Sie die Bekenntnisse Ihrer Spitzenpolitiker in Niedersachsen zum Bestandsausbau und gegen die Neubaustrecken!" An das Bundesverkehrministerium gerichtet sagte Stefan Müller: "Lassen Sie sich nicht zum Zugpferd der Deutschen Bahn mit der menschenverachtenden Planung für Neubaustrecken machen. In der Heide werden wir nicht die Zeche für Hamburg bezahlen!"
Zum Abschluss trat Wolfgang Krause nochmals ans Mikrofon und verdeutlichte, dass die Bahntrasse keinerlei Vorteile für den Bereich ÖPNV bringe. Kurzfristig sollen nun auf Bürgermeisterebene Gespräche mit den beiden Bundestagsabgeordneten Svenja Stadler (SPD) und Michael Grosse-Brömer (CDU) geführt werden, berichtete Krause. Weiter soll es in der kommenden Woche ein Gespräch mit einer parlamentarischen Staatssekretärin des Bundesverkehrsministeriums geben. "Wir werden konkrete Fragen stellen und die Ergebnisse auch veröffentlichen", sicherte Wolfgang Krause zu. Er sei zudem gespannt, wann die Bahn die Detailplanung vorlegen wird und garantierte eine sofortige Veröffentlichung der Pläne.
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